Der steigende Anteil erneuerbarer Energien macht das Stromnetz zwar flexibler, aber auch komplexer in der Steuerung. Um die Versorgung zuverlässig zu sichern und das Risiko von Blackouts zu minimieren, setzen Netzbetreiber und die Bundesregierung auf innovative technische Lösungen wie Smart Grids und Batteriespeicher, gesetzliche Vorgaben zur IT- Sicherheit und eine enge Zusammenarbeit mit europäischen Nachbarländern.
Nach Angaben der Bundesnetzagentur ist die deutsche Stromversorgung sehr zuverlässig, dennoch wird die Sorge um einen Blackout, wie er kürzlich in Spanien und Portugal geschah, immer größer. Laut einer repräsentativen Umfrage des Marktforschungsunternehmens Appinio fürchtet sich rund ein Drittel der Deutschen vor Stromausfällen. Doch wie sicher ist das Stromnetz wirklich, und wie gut ist Deutschland gegen großflächige Ausfälle und Cyberangriffe geschützt?
Das Stromnetz in Deutschland
Das deutsche Stromnetz besteht aus zwei zentralen Ebenen: dem Übertragungsnetz und dem Verteilnetz. Ergänzt wird dieses System durch weitere wichtige Akteure wie die Netzbetreiber, die Energieversorger und die Bundesnetzagentur.
- Übertragungsnetzbetreiber (ÜNB) wie Amprion, 50Hertz, TenneT und TransnetBW betreiben das Höchstspannungsnetz. Dieses Netz ist die stabile Grundlage der Stromversorgung und transportiert große Strommengen von den Kraftwerken in die verschiedenen Regionen Deutschlands.
- Verteilnetzbetreiber (VNB) beziehen ihren Strom vom Übertragungsnetz und verteilen ihn auf regionaler Ebene direkt an den Endverbraucher.
- Netzbetreiber sind verantwortlich für die Infrastruktur, sie halten Leitungen instand, überwachen die Netzstabilität und greifen bei Störungen oder Engpässen sofort ein.
- Energieversorger sind Unternehmen, die Strom von Kraftwerken und Windparks kaufen und diesen über die Netze der Netzbetreiber an die Endkunden liefern. Sie sind die Vertragspartner der Verbraucher. Hier lohnt sich ein jährlicher Wechsel des Anbieters – dabei unterstützen wir von Wechselpilot gerne.
- Die Bundesnetzagentur ist eine unabhängige Behörde, überwacht den Wettbewerb und legt die Regeln für die Netzbetreiber und Energieversorger fest. Sie sorgt dafür, dass die Marktteilnehmer die Netze zu fairen und gleichen Bedingungen nutzen können.

Einfluss von erneuerbaren Energien
Die Energiewende hat das deutsche Stromnetz grundlegend verändert und erneuerbare Energien wie Windkraft und Photovoltaik sind wichtige Bestandteile der Stromerzeugung in Deutschland. So wird 57% des Stroms bereits aus erneuerbaren Energien gewonnen, ein Wert, der noch weiter steigen soll. Doch diese Entwicklung birgt nicht nur neue Chancen für die Netzsicherheit, sondern auch Herausforderungen.
Wind- und Sonnenstrom sind wetterabhängig und schwanken stärker als konventionelle Erzeugung. Das macht die Steuerung des Stromnetzes anspruchsvoller, aber auch flexibler. Die Verteilnetze müssen heute nicht mehr nur zentral erzeugten Strom sicher transportieren, sondern auch große Mengen dezentral eingespeisten Ökostrom aufnehmen und weiterleiten. Die gesteigerte Komplexität erfordert neue technische Lösungen. Netzbetreiber setzen deshalb zunehmend auf intelligente Netze (Smart Grids) und Batteriespeicher, um Schwankungen auszugleichen und die Netzstabilität zu sichern. Innovative Mechanismen wie Redispatch-Maßnahmen und die Integration von Systemdienstleistungen, die früher von konventionellen Kraftwerken übernommen wurden und heute auch von erneuerbaren Anlagen erbracht werden, tragen maßgeblich dazu bei. Durch die Umsetzung der „Roadmap Systemstabilität“ und regelmäßigen Analysen, sorgt die Bundesregierung dafür, dass die Netzsicherheit auch mit dem wachsenden Anteil der erneuerbaren Energien gewährleistet bleibt.

Wie wahrscheinlich ist in Deutschland ein Blackout?
Ein Blackout ist ein großflächiger und ungeplanten Stromausfall, der mehrere Regionen betrifft. Und obwohl kurze regionale Stromausfälle in Deutschland bisher schnell behoben werden konnten, steigt die Angst vor Blackouts. Grund dafür sind unter anderem die Vorfälle in Spanien und Portugal, die gezeigt haben, dass großflächige Stromausfälle in Europa möglich sind. Hier fiel der Strom für mehrere Stunden aus, was schwere Folgen für die Wirtschaft und private Haushalte hatte. Frühere Spekulationen, ein hoher Anteil von erneuerbaren Energien hätten die Blackouts begünstigt, wurden widerlegt. Im Gegenteil, denn Experten halten moderne Speicher für einen wichtigen Bestandteil für die deutsche Netzstabilität, da sie klassische Kraftwerke in ihrer Rolle als Reserveleistung ersetzen könnten.
Auch die Struktur der Stromnetze unterscheiden sich im Ländervergleich. So ist das deutsche Netz wesentlich dichter und gleichmäßiger über das Land verteilt als beispielsweise das Spanische. Zahlreiche automatische Sicherheitsmechanismen sorgen dafür, dass selbst beim Ausfall einzelner Netzelemente die Stromversorgung nicht zusammenbricht. Die enge Verbindung mit europäischen Nachbarländern kann zwar zu Schwankungen durch Störungen im Ausland führen, erhöht aber insgesamt die Versorgungssicherheit, da gegenseitige Unterstützung möglich ist. Die Bundesnetzagentur bewertet das Risiko eines großflächigen Blackouts in Deutschland als gering und auch im internationalen Vergleich wird das deutsche Stromnetz als eines der stabilsten der Welt bezeichnet.
IT– und Cybersicherheit
Eine weitere Sorge bei Stromausfällen ist die Möglichkeit vor einem Cyberangriff. Mit der zunehmenden Digitalisierung steigen auch die Anforderungen an die IT– und Cybersicherheit im Energiesektor. In Deutschland sind Betreiber von Energieversorgungsnetzen und –anlagen gesetzlich verpflichtet IT– Maßnahmen umzusetzen. Die Bundesnetzagentur schreibt einen IT-Sicherheitskatalog vor, mit regelmäßige Risikoanalysen, Audits und Zertifizierungen nach internationalen Standards wie ISO/IEC 27001.
Durch die Umsetzung der neuen NIS2-Richtlinien der EU wird das Bundesamt für Sicherheit in der Informationstechnik für deutlich mehr Unternehmen zur Aufsichtsbehörde. Wichtige Einrichtungen, wie etwa Betreiber von Strom- und Gasnetzen, große Energieversorger oder Kraftwerke, müssen sich registrieren, Vorfälle innerhalb von 24 Stunden melden und ein Risikomanagement dokumentieren. Ziel dabei ist es, Schwachstellen frühzeitig zu erkennen und die Widerstandsfähigkeit der Energienetze gegen Cyberangriffe zu erhöhen.